NICHT OHNE MEIN BABY! EFFEKTIVE WORKOUTS FÜR MÜTTER
Fitnesstraining für die Mutter gemeinsam mit dem Baby – diese neue Fitness-Idee aus der englischsprachigen Welt findet man nun auch vielerorts in Deutschland. Und ob mit dem Baby in einer Trage oder im Buggy, sie kommt gut an!
Wer sich derzeit nach Mütter-Trainingskonzepten umschaut, wird schnell und vor allem vielseitig fündig – die Angebote reichen vom Training mit dem Baby in der Tragehilfe (z.B. Kangatraining) oder einem breiten Klettverschluss-Gürtel an der Mutter, in der das Baby stabilisiert wird (z.B. fitdankbaby), bis hin zu Outdoor-Trainings mit dem Buggy (z.B. MommyFit). Da sich mittlerweile sowohl Fitnessstudios, Hebammenpraxen als auch Geburtskliniken zu Anbietern eben dieser Mutter-Kind-Kurse gemausert haben, stellen sich für die Mutter zu Recht die Fragen: Welches Konzept ist für mich und mein Kind geeignet? Und welche Qualifizierung bringt der jeweilige Anbieter mit, wo bin ich gut aufgehoben?
Viele Frauen wünschen sich nach der Geburt ihre alte Figur zurück, doch oft hapert es an Zeit, passenden Angeboten oder Eigenmotivation. Darüber hinaus ist das Gefühl, das Kind nicht in fremde Hände geben zu wollen, ein wesentlicher Hinderungsgrund. Fitness-Kurse für Mama und Baby sind hier eine ideale Lösung! Sie ermöglichen, im Kreise Gleichgesinnter behutsam und professionell betreut zu trainieren.
Die Fitnessstudiokette Fitness First hat seit Mitte 2011 in ihren 15 Women Clubs die Integration eben solcher Kurse bewerkstelligt. Selbstverständlich wurden zunächst alle Kursleiterinnen durch das MamaWorkout-Fortbildungsteam im Fachbereich „Prae- und Postnatales Training“ geschult. Bis dato werden unterschiedliche Kursformate angeboten: Mom&Kids in Motion – Training für die Mama, Spaß für die Kinder, ein Ganzkörper-Workout unter Einbindung des Kindes in die Übungen (ab ca. 4 Monaten bis zum „Wegkrabbeln“) oder auch MommyFit – an der frischen Luft unterwegs mit Kind im Kinderwagen oder Buggy.
Für ein Fitness-Studio besteht mit Integration solcher Kursangebote die Chance, neue Mitglieder zu gewinnen oder alte zurück zu holen, um diese im Anschluss an die Babypause bzw. die abgeschlossene Rückbildung an eine angemessene, sportliche Aktivität heranzuführen. Zudem setzt das Studio ein klares „Pro-Familie-Zeichen“. Zusätzlich zu einer Kinderbetreuung kann man sich mit speziellen Mama-Kind-Kursen klar positionieren. Während die Politik noch über das Betreuungsgeld nachdenkt, kann sich das Studio mit diesem Angebot ein fortschrittliches, frauen- und familienfreundliches neues Image geben.
Welche Voraussetzungen sollte ein/e Mutter-Baby-Fitness-Kursleiter/in mitbringen?
Um diesen Kurs leiten zu können, muss ein/e Trainer/in wissen, welche Prozesse und Veränderungen der weibliche Körper während der Schwangerschaft und nach der Geburt durchläuft und wie eine Rückbildung wirksam passieren kann. Aufgrund zahlreicher körperlicher Besonderheiten müssen im ersten Jahr nach der Geburt trainingsspezifische Anpassungen vorgenommen werden. Elemenar ist daher ein fundiertes Trainerwissen im Fachbereich spezielles Core- und Beckenbodentraining für Frauen im ersten Babyjahr. Beispielsweise müssen spezielle Übungen für den Beckenboden und den M. transversus abdominis integriert werden.
Hinzu kommt, dass sowohl für die Mutter als auch für das Kind spezielle Sicherheitsregeln eingehalten werden müssen. Zum Beispiel sollte der/die Kursleiter/in wissen, welche Bewegungen ein Baby mitmachen darf oder wie man eine ergonomische Tragehilfe anlegt und in den Übungen nutzt. Oder der/die Trainer/in sollte in der Lage sein, anatomische Besonderheiten wie beispielsweise eine Rectusdiastase bei einer Frau zu erkennen.
Auch im organisatorischen und sozial-kommunikativen Bereich sind spezifische Fähigkeiten notwendig. Idealerweise hat der/die Trainer/in selbst Kinder, denn dann sind viele Mama-Baby-typische Situationen, Bedürfnisse und Verhaltensmuster bekannt bzw. leichter händelbar. In einer Gruppe von 6 bis 10 Babys, die alle ihren eigenen Kopf und ihre individuelle Stimmung haben, herrscht nicht selten eine hohe Lautstärke oder ein kleines bißchen Chaos. Um unter diesen Umständen ein gesundheitsorientiertes, effektives Training anzuleiten, das die Babys kindgerecht integriert, muss ein/e Trainer/in Gelassenheit, eigene innere Ruhe und einen verständnisvollen, aber dennoch klaren Führungsstil mitbringen.
Planung und Durchführung von Mutter-Baby-Fitness-Kursen
Kursverlaufsplan: Ein Mutter-Baby-Fitness-Kurs muss sehr vorausschauend und detailliert geplant werden. Eine Empfehlung: Der grundlegende Ablauf sollte immer gleich sein. Das hat dreierlei Gründe: Erstens bleiben die Frauen in der Regel nur 6 bis 12 Monate in diesem speziellen Kurs, Langeweile wird somit kaum auftreten. Zweitens sorgen die Kinder ständig für Unwägbarkeiten und Ablenkung, sie zwingen ihre Mütter zum Späterkommen oder zum Pausieren, bei immer gleichem Ablauf kann man jederzeit wieder in das Kursgeschehen einsteigen. Drittens sind die körperlichen Voraussetzungen (individuelle Regeneration nach der Geburt, Fitness-Zustand etc.) sehr unterschiedlich, so dass die Trainer/innen zu jeder Übung Intensitäts- und Körperstellungsalternativen anbieten müssen.
Alternativen: Die Frauen haben nach der Schwangerschaft extrem unterschiedliche Fitness-Levels und die unterschiedlichsten körperlichen Schwachstellen – die eine hat Nackenverspannungen, die andere ist immer noch inkontinent, die nächste hat noch viel Übergewicht, eine weitere stillt noch und hat deshalb noch sehr empfindliche Gelenkverbindungen. Entsprechend muss der/die Trainer/in die Übungen in verschiedenen Schwierigkeitsstufen anbieten. Dazu erfordert so manche Situation ihre Anpassungsalternative: Zum Beispiel dürfen beim Buggyfitness einige Frauen schon wieder joggen während andere nur walken dürfen, bei den Übungen mit Baby muss man mit unterschiedlich schweren, unterschiedlich agilen, manchmal schlecht gelaunten Babys umgehen.
Durchführung: Im Buggyfitness-Kurs stellt sich die Anordnung der Teilnehmerinnen und ihrer Babys nur in den Momenten, in denen Übungen mit Baby außerhalb der Kinderwagen/Buggys gemacht werden. Handelt es sich aber um einen Mutter-Baby-Kurs im geschlossenen Trainingsraum, stellen sich einige Anforderungen an die Herangehensweise. Als Gruppenorganisation eignet sich die Aufstellung in Reihen, noch besser funktioniert das Training im Kreis, denn hier entsteht ein angenehmes Gruppengefühl mit möglichem Blickkontakt untereinander. In der Raummitte sollte eine Decke mit Spielzeug liegen für die Kinder, die lieber alleine daliegen und spielen. Es muss im Kursraum eine Still/Fütter/Wickel-Ecke hergerichtet werden, die etwas außerhalb und ruhiger gelegen ist. Was das Equipment betrifft, sollten nicht zu viele und vor allem ungefährliche Kleingeräte eingesetzt werden, sondern hauptsächlich mit dem eigenen Körpergewicht bzw. zusätzlich mit dem Gewicht des Babys trainiert werden.
Fazit: Beachten Sie die Sicherheitsregeln sowie die physiologischen Besonderheiten, die für Frauen nach der Geburt gelten! Berücksichtigen Sie die organisatorischen sowie die sozial-kommunikativen Herausforderungen! Erstellen Sie einen klugen Kursverlaufsplan mit zielgruppenspezifischen Feinheiten und individuellen Übungsalternativen!